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Monatsarchiv April 2021

Volvo V50 (D5 Motor) ruckelt und stellt zeitweise ab

Die Kundenbeanstandung war anfangs, dass der Motor in einem gewissen Drezahlband stark ruckelte. Das Problem wurde zunehmend stärker, bis das Fahrzueg nicht mehr Fahrbar war.

Das Fahrzeug wurde bereits in einer Volvo Markenvertretung geprüft mit der aussage, dass die Injektoren getauscht werden müssen, ohne Erfolgsgarantie.

Da diese Aussage für den Kunden nicht zufriedenstellend war, leuchtet auch uns ein. Das Fahrzeug wurde uns überführt, damit wir eine Diagnose stellen können.

Unsere erste Amtshandlung ist immer, das Problem mal zu simulieren. Das ist in diesem Fall leicht gemacht. Nach dem starten des Motors das Gaspedal leicht antippen, schon ruckelt der Motor wie verrückt. Wenn es ein Benzinmotor wäre, würde man sagen, dass er Zündaussetzer hat. So fühlte es sich zumindest an. Die Drehzahlanzeige im Armaturenbrett sprang wild umher.

Unser nächster Schritt war, mit dem Diagnosegerät alle Fehlerspeicher der verbauten Steuergeräte auszulesen. Siehe da, auf dem Motorsteuergerät ist ein Fehler vorhanden. „Drehzahlsignal unplausibel“

Der gespeicherte Fehler können wir gut mit dem Problem in Verbindung bringen. Anhand der stark schwankenden Drehzahlanzeige im Armaturenbrett vermuten wir einen Zusammenhang mit dem Drehzahlsignal vom Kurbelwellensensor. Denn dieser teilt dem Motorsteuergerät die Drehzahl mit.

Um den drehzahlsensor auszumessen, gibt es zwei Varianten. Entweder man misst ihn direkt am Sensorstecker aus, oder man misst vom Steuergerät aus, dann hat man gleich auch die Leitungen kontrolliert. Wir messen vom Motorsteuergerät aus. Da es ein Induktivgeber ist, machen wir eine Ohmmesung. Der gemessene Wert ist 14kOhm. Dieser Widerstand ist massiv zu hoch. Entweder hat der Sensor selbst ein Problem, oder die Leitungen haben ein Problem.

Der nächste schritt ist, denn Kurbelwellensensor zu finden und auszumessen. Anhand der Ersatzteilzeichnung vom Motor, ist ersichtlich, dass er beim Kupplungsgehäuse oben in der Mitte sitzt.

Um den Sensor auszubauen, muss die Hochdruckpumpe und der AGR Wärmetauscher ausgebaut werden. Beim Sensor angekommen, kann der Stecker abgezogen werden und direkt eine Ohmmessung gemacht werden. Der Sensor hat einen Widerstand von 124 Ohm, nach Prüfanleitung sollten es ca. 130 Ohm sein. Diese Abweichung sehen wir als unproblematisch. Da wir aber nicht wissen, ob der Sensor im dynamischen Zustand korrekt funktioniert und der Aufwand für das wechseln des Sensors relativ hoch ist, entscheiden wir uns den Sensor zu wechseln. Das Fahrzeug hat schon einen erhöhten Kilometerstand. Zudem ist der Kostenpunkt fürs wechseln höher als der Sensor selbst.

Wir fokussieren uns aber trotzdem nochmals auf die Kabel, da wir vermuten dass das Problem dort liegt. Zwischen Sensor und Motorsteuergerät gibt es einen Zwischenstecker. Dieser ist ca. 10cm vom Sensor entfernt und unter der Ansaugbrücke verbaut. Warum das so gemacht wurde, können wir uns auch nicht erklären. Dieses 10cm Zwischenkabel haben wir ausgebaut, geprüft und für gut befunden.

Nach weiterem absuchen des Motorkabelstrangs konnten wir während dem Motorlauf durch Bewegen des Kabelstrangs das Problem simulieren. Wir haben den ganzen Kabelbaum vom Motorsteuergerät bis zum Kurbelwellensensor ausgepackt, um die defekte Stelle zu finden. Durch das Auspacken vom Kabelstrang haben wir diverse Scheuerstellen gefunden wo die Ummantelung des Kabelstrangs und die Isolation der Kabel bis aufs blanke Kupfer durchgescheuert war. Diese defekten Stellen haben wir fachmännisch repariert, so dass weder Vibration noch Feuchtigkeit die Reparaturstelle angreifen kann.

Nach langer suche haben wir den Fehler am Kabel zum Kurbelwellensensor gefunden. Das eine von den beiden Kabeln die zum Sensor führen, war bis auf ein paar kleine Kupferfäden durchtrennt. Die defekte Stelle war genau an diesem Zwischenstecker zum Kurbelwellensensor unter der Ansaugbrücke wo man eigentlich gar nicht hinsieht. Wir haben den Stecke ausgepinnt, nachgenommen und mit einem neuen Pin wieder zusammengesetzt.

Volvo V50, schlechtes Kurbelwellensgnal

Nach dem Zusammenbau sind wir gespannt auf den ersten Motorstart. Schlüssel drehen und er läuft. Auch nach zwei drei mal gas geben kein Ruckeln. Das ist ja schon mal positiv.

Zu guter letzt noch eine Probefahrt. Diese hat gezeigt, dass das Fahrzeug wieder einwandfrei läuft.

Trotz hohem Diagnoseaufwand war diese Reparatur bei weitem günstiger als alle Injektoren zu ersetzen. In diesem Fall hätte die Volvo Garage definitiv kein Erfolgserlebnis gehabt.